Vitalparameter

Vitalparameter

Wo wird was und wann gemessen?

Vitalparameter sind die grundlegenden Messwerte, die den Gesundheitszustand einer Person anzeigen. Sie liefern wichtige Informationen über die Körperfunktionen und sind entscheidend für die Diagnostik und Überwachung von Patienten. Zu den wichtigsten Vitalparametern gehören die Körpertemperatur, der Blutdruck, die Herzfrequenz, die Atemfrequenz und der Sauerstoffsättigungswert. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wissenswerte über diese Vitalparameter, ihre Bedeutung, die Messmethoden und ihre Interpretation.

1.

Körpertemperatur

Die Körpertemperatur ist ein wichtiger Indikator für den allgemeinen Gesundheitszustand und kann auf Infektionen oder andere Erkrankungen hinweisen. Die normale Körpertemperatur liegt bei etwa 36,5°C bis 37,5°C.

Messmethoden:
  • Oral: Messung im Mund unter der Zunge.
  • Axillar: Messung unter der Achsel.
  • Rektal: Messung im After (am genauesten).
  • Tympanisch: Messung im Ohr.
Interpretation:
  • Hypothermie: < 35°C
  • Normothermie: 36,5°C – 37,5°C
  • Subfebrile Temperatur: 37,5°C – 38°C
  • Fieber: > 38°C
  • Hyperpyrexie: > 40°C

2.

Blutdruck

Der Blutdruck ist der Druck, den das Blut auf die Wände der Blutgefäße ausübt. Er wird in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) gemessen und in zwei Werte unterteilt: systolischer (oberer) und diastolischer (unterer) Blutdruck. Der normale Blutdruckwert liegt bei etwa 120/80 mmHg.

Messmethoden:
  • Manuell: Mit Stethoskop und Blutdruckmanschette.
  • Automatisch: Elektronische Blutdruckmessgeräte.
Interpretation:
  • Hypotonie: < 90/60 mmHg
  • Normotonie: 90/60 mmHg – 120/80 mmHg
  • Prä-Hypertonie: 120/80 mmHg – 139/89 mmHg
  • Hypertonie: > 140/90 mmHg
Wie genau funktioniert das?

Unser Herz fungiert als eine effiziente Pumpe, die dafür sorgt, dass sauerstoffreiches Blut im gesamten Körper zirkuliert. Um diese Aufgabe zu erfüllen, durchläuft es einen strukturierten Kreislauf:

  1. Systole (Anspannungsphase):
    Das Herz zieht sich zusammen, um Blut aus der linken Herzkammer in die große Hauptschlagader (Aorta) zu pumpen. In dieser Phase erreicht der Blutdruck seinen höchsten Wert, den sogenannten systolischen Blutdruck. Man kann ihn durch Abtasten der Arterie am Handgelenk fühlen. Gemessen wird er mit der Blutdruckmanschette am Oberarm.
  2. Diastole (Entspannungsphase):
    Das Herz entspannt sich und füllt sich wieder mit Blut aus den Lungen und der Körpervene. Der Druck im Gefäßsystem sinkt, was zum niedrigsten Blutdruckwert, dem diastolischen Blutdruck führt.
    Diesen Zyklus aus Anspannung und Entspannung wiederholt das Herz ca. 60-100 Mal pro Minute.

Faktoren, die den Blutdruck beeinflussen:

  • Herzfrequenz (Puls)
  • Schlagvolumen (Menge des Blutes, das pro Herzschlag ausgestoßen wird)
  • Gefäßwiderstand (Enge der Blutgefäße)

3.

Herzfrequenz

Die Herzfrequenz, auch Puls genannt, gibt die Anzahl der Herzschläge pro Minute an. Sie variiert je nach Alter, körperlicher Fitness und Gesundheitszustand. Der normale Ruhepuls bei Erwachsenen liegt zwischen 60 und 100 Schlägen pro Minute.

Messmethoden:
  • Palpation: Fühlen des Pulses an Arterien (z.B. Handgelenk, Hals).
  • Elektronisch: Herzfrequenzmesser und Pulsoximeter.
Interpretation:
  • Bradykardie: < 60 Schläge pro Minute
  • Normokardie: 60 – 100 Schläge pro Minute
  • Tachykardie: > 100 Schläge pro Minute

Mit jedem Herzschlag presst das Blut in die Arterien, wodurch diese sich wellenförmig ausdehnen und wieder zusammenziehen. Diese Druckwelle ist als Puls spürbar. Man kann sie am besten an Stellen tasten, wo Arterien nahe an der Haut verlaufen, z. B. am Handgelenk, am Hals oder an der Schläfe.

Die Pulsfrequenz ist die Anzahl der Pulswellen pro Minute. Sie entspricht der Herzfrequenz, also der Anzahl der Herzschläge pro Minute.

Normalwerte für den Puls:

  • Ruhepuls: 60 – 100 Schläge pro Minute bei Erwachsenen
  • Höherer Puls: bei körperlicher Anstrengung, Aufregung oder Hitze
  • Niedrigerer Puls: bei Trainierten, unter bestimmten Medikamenten oder in Ruhephasen

Der Puls kann an verschiedenen Stellen des menschlichen Körpers gemessen werden, da an diesen Stellen die Arterien relativ oberflächlich verlaufen und der Blutfluss spürbar ist. Hier sind die häufigsten Orte, an denen der Puls gemessen wird:

  1. Handgelenk (Arteria radialis):

    • Dies ist die gebräuchlichste Stelle zur Pulsmessung. Die Arteria radialis befindet sich auf der Daumenseite des Handgelenks.
  2. Hals (Arteria carotis):

    • Die Halsschlagader (Arteria carotis) verläuft beidseitig des Halses neben dem Kehlkopf. Diese Stelle eignet sich besonders gut bei Notfallsituationen.
  3. Oberarm (Arteria brachialis):

    • Die Arteria brachialis verläuft an der Innenseite des Oberarms, etwa in der Mitte zwischen Ellbogen und Schulter.
  4. Leiste (Arteria femoralis):

    • Diese Arterie verläuft in der Leistenbeuge und kann dort gut ertastet werden, besonders bei Erwachsenen.
  5. Kniekehle (Arteria poplitea):

    • Die Arteria poplitea befindet sich in der Kniekehle. Diese Stelle kann etwas schwieriger zugänglich sein, ist aber dennoch gut für die Pulsmessung geeignet.
  6. Fußrücken (Arteria dorsalis pedis):

    • Am Fußrücken, oberhalb des Mittelfußknochens, kann die Arteria dorsalis pedis ertastet werden. Diese Stelle ist besonders bei der Überprüfung der Durchblutung der unteren Extremitäten wichtig.
  7. Innenseite des Knöchels (Arteria tibialis posterior):

    • Diese Arterie befindet sich hinter dem Innenknöchel und wird vor allem bei der Untersuchung von Durchblutungsstörungen der Beine und Füße verwendet.
  8. Schläfen (Arteria temporalis):

    • Die Arteria temporalis verläuft an den Schläfen und kann bei Bedarf dort ertastet werden, besonders bei älteren Patienten oder bei Verdacht auf eine Entzündung der Schläfenarterien.

 

Zusammenspiel von Blutdruck und Puls:

Blutdruck und Puls sind zwar eng miteinander verbunden, sie spiegeln aber nicht immer denselben Zustand wider. Hohe Pulsfrequenz kann bei normalem Blutdruck z. B. bei Sportlern auftreten.

Umgekehrt kann ein erhöhter Blutdruck bei normaler Pulsfrequenz auf eine Gefäßverengung hindeuten.
Deshalb ist es wichtig, beide Werte im Zusammenhang zu betrachten, um ein umfassendes Bild der Herz-Kreislauf-Funktion zu erhalten.

4.

Atemfrequenz

Die Atemfrequenz ist die Anzahl der Atemzüge pro Minute und gibt Auskunft über die Atemfunktion. Die normale Atemfrequenz bei Erwachsenen liegt bei 12 bis 18 Atemzügen pro Minute.

Messmethoden:
  • Beobachtung: Zählen der Atemzüge durch Beobachtung des Brustkorbs.
  • Elektronisch: Atemfrequenzsensoren.
Interpretation:
  • Bradypnoe: < 12 Atemzüge pro Minute
  • Normopnoe: 12 – 28 Atemzüge pro Minute
  • Tachypnoe: > 20 Atemzüge pro Minute
Normwerte:
  • Neugeborenes: etwa 40-45 AZ/Min.
  • Säugling: etwa 35-40 AZ/Min.
  • Kleinkind: etwa 20-30 AZ/Min.
  • Kind: etwa 16-25 AZ/Min.
  • Erwachsen: etwa 12-18 AZ/Min.

5.

Sauerstoffsättigung

Die Sauerstoffsättigung (SpO2) gibt den Prozentsatz des mit Sauerstoff gesättigten Hämoglobins im Blut an. Der normale Wert liegt bei 95% bis 100%.

Messmethoden:
  • Pulsoximetrie: Nicht-invasive Messung mit einem Pulsoximeter, das am Finger oder Ohrläppchen befestigt wird.
Interpretation:
  • Hypoxämie: < 90%
  • Normoxie: 95% – 100%

6.

Blutzuckerwert

Neben den bereits genannten Vitalparametern (Körpertemperatur, Puls, Blutdruck, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung) spielt der Blutzuckerwert eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden.

Was ist der Blutzuckerwert?

Der Blutzuckerwert, auch Glukosewert genannt, gibt die Konzentration von Glukose (Traubenzucker) im Blut an. Glukose ist der Hauptenergielieferant für unsere Zellen und wird aus der Nahrung aufgenommen.

Messung des Blutzuckerwerts:

Der Blutzuckerwert kann mit einem Blutzuckermessgerät bestimmt werden. Dazu wird eine kleine Blutprobe aus z.B. der Fingerspitze entnommen und auf einen Teststreifen aufgebracht. Das Gerät misst den Glukosegehalt im Blut und zeigt den Wert auf einem Display an.

Interpretation:
  • Hypoglykämie: < 70 mg/dL
  • Normoglykämie: 70 – 99 mg/dL
  • Prädiabetes: 100 – 125 mg/dL
  • Diabetes: ≥ 126 mg/dL

 

Erhöhter Blutzuckerwert:

Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerwert kann ein Zeichen für Diabetes mellitus sein. Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der der Körper nicht genügend Insulin produziert oder dieses nicht effektiv nutzen kann. Insulin ist ein Hormon, das die Aufnahme von Glukose aus dem Blut in die Zellen ermöglicht.

Folgen von Diabetes:

Unbehandelter Diabetes kann zu schweren Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen und Erblindung führen.

Deshalb ist es wichtig, den Blutzuckerwert regelmäßig zu kontrollieren, insbesondere wenn Risikofaktoren für Diabetes vorliegen, wie z. B.:

  • Übergewicht oder Adipositas
  • Familiäre Belastung mit Diabetes
  • Gestörte Glukosetoleranz
  • Bluthochdruck
  • Erhöhtes Cholesterin
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